Chronik Brundunum

Bereits im Jahr 1912 wurde die Errichtung eines Uhunestes in Braunau angestrebt. Initiator war der fahrende Sasse aus der H. Styria, der Rt. Uwe der Glänzende, profan Oberleutnant Hans Parzer, der im 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger in Braunau stationiert war. Doch seine Versetzung 1914 zur Ausbildung zum Generalstabsoffizier an die Kriegsschule in Wien und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderten die Umsetzung des schlaraffischen Gedankens. Genau zehn Jahre später wurde der Gedanke neu aufgegriffen. Herr Oskar Krauss, aus Wien übersiedelt und dort wahrscheinlich mit den Ideen des Schlaraffentums in Berührung gekommen, konnte Herrn Camillo Rehden, den Rt. Wolfram, für eine Reychsgründung gewinnen.
Die erste Versammlung fand am 15.5.a.U.63 im Gasthof Fink statt. Die Zusammenkunft führte dann zur Colonie-Gründung mit siebenundzwanzig Bürgern, die sich entschlossen hatten, Schlaraffen zu werden. Bei den neuen Mitgliedern handelte es sich durchweg um Männer, die in der Öffentlichkeit einen Namen hatten, angefangen vom Bezirkshauptmann und Bürgermeister über Beamte, Freiberufler und Kaufleute, bis hin zu Künstlern und Offizieren der ehemaligen Garnison.
Am 9.9.a.U.63 erfolgte die feyerliche Burgweihe unter Teilnahme der Hkt. Lexikon und weiterer Sassen des Mutterreyches Juvavia. Hkt.Wolfram bat nun die Mutter um Fürsprache bei der H. Allmutter Praga um Bewilligung der Aufnahme als Colonie in Allschlaraffia. Am 14.4.a.U.64 erfüllt die H. Praga diese Bitte und die künftige Colonie erhält den Namen "Brundunum". Dieses Datum ist die Geburtsstunde des H. Reyches Brundunum.

neugruendung
Mit der Erhebung zur Colonie war nun die H. Brundunum mit der Reychsnummer 234 in Allschlaraffia aufgenommen worden. Auch hatte der Allschlaraffenrat dem Entwurf des künftigen Wappens zugestimmt und die Genehmigung dem Mutterreych Juvavia mitgeteilt. Für die Colonie begann jetzt die zwölfmonatige Prüfungszeit unter Aufsicht des erziehenden Mutterreychs Juvavia. In dieser Zeit entwickelte sich in der Colonie ein reges schlaraffisches Leben, das sich in der Stammrolle von a.U.66-67 niederschlägt; sie weist bereits 37 Mitglieder auf. Die Mutter wurde gebeten, beim Allschlaraffenrat den Antrag auf Reychserhebung zu stellen, da alle Bedingungen der Satzung erfüllt waren. Am 4.11.a.U.65 zeigt die Allmutter Praga in "Der Schlaraffia Zeyttungen" die beantragte Sanktionierung an und verfügt am 17.1.a.U.66, nachdem in der vorgesehenen Frist von 60 Tagen kein Einspruch erfolgt war, die Reychserhebung.

In Deutschland wird 1937 der Verein Schlaraffia verboten. Nachdem am 12.3.1938 deutsche Truppen die Grenze nach Österreich überschreiten, widerfährt den österreichischen Schlaraffen das gleiche Schicksal.

Schlaraffia konnte durch die Nationalsozialisten als profaner Verein aufgelöst werden, aber die geknüpften Bande, die Schlaraffen untereinander verbinden, konnten nicht zerstört werden. So regte sich schon sehr bald wieder der schlaraffische Gedanke, das Reych Brundunum neu erstehen zu lassen. Zwei Männer waren es, die sich mit all ihrer Kraft für die Verwirklichung dieses Zieles einsetzten; der Erzschlaraffe Rt. Scherlock, einst letzter Kantzler des Reyches, und Erzschlaraffe Rt. Ossi, vormals Oberschlaraffe des Äußeren. Am 20.10.1946 erhält die Bezirkshauptmannschaft Braunau die neu gefaßte Satzung des Vereins mit der Bitte, die Bildung der Schlaraffia Braunau zu genehmigen.
Dem Gründungswunsch wird am 8.11.1946 durch die Sicherheitsdirektion für O.Ö. in Linz stattgegeben. Daraufhin erfolgte die Meldung der drei ersten Vereinsfunktionäre an die Bezirkshauptmannschaft. Es waren dies Herr Franz Rams (Ez. Rt. Scherlock als OÄ),
Herr Oskar Krauss (Ez. Rt. Ossi als 0I) und
Herr Dr. Lorenz Gruber (Rt. Blitz um's Eck als OK).
Am 20.6.a.U.88 erhalten alle noch erreichbaren Sassen des Reyches einen Sendboten, mit dem sie zu einer Aussprache in die Heimburg des Rt. Ossi geladen werden. Klein war die Zahl der Schlaraffen, die sich hier zusammenfanden. Etliche wohnten in Simbach und konnten nicht über den Inn, denn die Brücke wurde im Laufe des vorangegangenen Krieges ja zerstört, andere lebten außerhalb der Gemarkung Braunaus. Aber bald waren sich die wenigen einig, daß die Schlaraffia Brundunum wieder ihren gebührenden Platz in Braunau erhalten soll, trotz aller Widrigkeiten, deren es nicht wenige gab.
So machten sich die Braunauer Sassen unverzagt an die Arbeit, auch wenn sie nur deren acht waren. Zunächst galt es, einen geeigneten Unterschlupf zu finden. Nach längerer Suche fanden sie im Gasthof Bastendorf (früher Lechner, heute Altdeutsche Weinstube) einen kleinen Raum, der ihren Ansprüchen genügte und der mit wenigen Mitteln ausgestattet wurde, weil bei jeder Sippung die Burg auf-und wieder abgebaut werden mußte.
Das freudige Ereignis des Beginns der Sippungen in Braunau wurde den Simbacher Sassen mitgeteilt. Diese konnten an den Sippungen in Braunau nicht teilnehmen, da die neue Brücke noch nicht fertiggestellt war, hatten aber ihrerseits als „Castellum Brundunum“ mit dem Sippen begonnen.
Zunächst begab man sich auf die Suche nach dem verstreuten Inventar der alten Burg. Neben wenigen Kleinigkeiten kam das Reych durch die Tatkraft von Rt. Scherlock wieder in den Besitz des Reychsschwertes und des Reychsbanners.
Für immer verloren waren aber die Sanktionsbulle der Allmutter Praga und das gesamte Archiv.
Wenn der Verlust auch schmerzlich war, die Tatsache aber, daß das Reych aufblühte, erfüllte die Sassen mit Unternehmungsgeist. Das profane Mitgliedsverzeichnis vom 12.2.1949 umfaßte inzwischen 25 Schlaraffen, wovon die größere Hälfte, nämlich 13 Sassen als fahrend in Simbach registriert waren. Obwohl diese auch nur selten an den Sippungen in Braunau teilhaben konnten, war abzusehen, daß sich dieser Zustand bald ändern würde. Inzwischen hatte man nämlich mit dem Neubau der Innbrücke begonnen und die Fertigstellung für 1950 vorgesehen. Damit stellte sich die Frage nach einer neuen Burg, die für alle Sassen ausreichend war.
Wieder war es Rt. Scherlock, der im Gasthof Oberst einen passenden Raum mieten konnte. Unverzüglich ging es an die Ausstattung der neuen Burg, deren Weihe sich immer wieder verzögerte, weil das benötigte Material nur sehr schwer zu beschaffen war.
Aber am 1.11.a.U.89 konnte der Kantzler der H. Mutter Juvavia mitteilen, daß es endlich gelungen sei, die Burg fertigzustellen und daß mit den Sippungen begonnen werden könne. Die Burgweihe wurde auf den 25.11.a.U.89 festgelegt und es erging dazu eine herzliche Einladung.
Eine weitere Jahrung mußte vergehen, bis am 5.1O.a.U.91 in der 479. Sippung zur Eröffnung der Winterung a.U.91-92 die Begrüßung der Simbacher Sassen erfolgen konnte. In dieser Festschlaraffiade wurde die Vereinigung des Castellum Brundunum mit dem Stammreych ausgiebig gefeiert, zu der die Junkertafel einen Bangk zelebrierte.
Die steigende Sassenzahl hatte aber auch zur Folge, daß die Räumlichkeiten im Gasthof Oberst zu klein wurden. Auf der Suche nach einer neuen Burg fand sich in der Quergasse 6 der geeignete Raum mit einer großen Vorburg, Küche und einem Abstellraum. Am 12.12.a.U.98 konnte die Weihe der neuen Innburg erfolgen. Seitdem sind 60 Jahrungen vergangen, und wiederholte Umgestaltungen haben die Burg zu einem anziehenden Treffpunkt der Schlaraffen aus Nah und Fern werden lassen.
Schon am Portal der Vorburg wird der Besucher von der "Schlaraffia" begrüßt. Diese lebensgroße Allegorie, ein Werk unseres bereits in Ahall weilenden Rt. Pinselluk, soll den eintretenden Schlaraffen daran erinnern, die Profanei abzulegen und sich ganz dem Spiel hinzugeben.
Das Blättern in den Schmierbüchern und den Sippungsfolgen vermittelt eine breite Palette an Sippungsthemen, die zum Teil wieder in Vergessenheit geraten sind oder aber sich bis heute -manche in abgewandelter Form -erhalten haben. Neben den feststehenden Sippungen, wie Schlaraffiaden, Ahallafeyer, Ritterschlag, sowie Stiftungs-und Ordensfest finden sich die unterschiedlichsten Themen:
Innviertler Freundschaftssippung, Familiensippung Mutter und Kind, Nikolosippung, Uhubaum-und Jahreswendfeyer mit Burgfrauen, Meckerersippung, Sylvesterkrystalline in der Burg, Heimatsippung (Turney um die Heimatkette), Fastnachtsippung, Heringssippung, Der Lenz ist da, Faulpelzsippung, Salvator-Krystalline, Fischer-und Jägersippung, auch Kammer-und Schürzenjägersippung, Lethesippung, Gedenksippung "Versunkene Reyche" (heute Turney um den Hiddigeigei-Orden), Grießknödel-und Mundartsippungen, Kunst-und Künstler (Turney um die Don-Juan-Kette), Steckenpferdsippung, Ascherdonnerstag-Manneskraftsippung mit Stierhodenatzung, Junker-und Knappensippungen, Schmaizler-(später Bayern-) Sippung, Bettschonersippung mit Weißwurstatzung, Imp-Bluntzenatzung, Sippung der Ehrenritter und Freunde Brundunums, sowie der Mitglieder des Hans Steininger-Kapitels, schließlich die Luku-Lozzi-Ripperl-Atzung. Diese Auswahl zeigt die Vielfalt des schlaraffischen Spiels auf.